
Foto von Alina Rubo auf Unsplash
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Kürzlich durfte ich ein Unternehmen durch einen umfassenden Veränderungsprozess begleiten. Strukturen wurden verändert, Teams neu zusammengestellt – kein Personalabbau aber dennoch viel Unruhe. Dabei fiel mir auf, dass die Teamleiter der betroffenen Bereiche kaum in den Veränderungsprozess eingebunden waren. Verständlicherweise standen sie dem Prozess eher reserviert gegenüber.
Dies war ein potenziell großes Problem, denn Teamleiter, die nicht in die Change-Projektarbeit einbezogen werden, reagieren meist zutiefst menschlich: Sie sind irritiert und fühlen sich gegenüber den Fragen der Mitarbeitenden ahnungs- und hilflos. Schlimmstenfalls beginnen Sie gemeinsam mit ihrem Team über die da oben zu klagen. Das schafft zwar kurzfristig Verbundenheit im Team – aber es wirkt sich erschwerend auf ihre Fähigkeit aus, die Teams erfolgreich durch den Wandel zu führen.
Leider geschieht immer wieder: in vielen Unternehmen wird die Bedeutung der Teamleiter in Veränderungsprozessen stark unterschätzt. Dabei sind sie das Bindeglied zwischen dem oberen Management und den Mitarbeitenden. Werden sie nicht ausreichend informiert, tragen sie die Botschaften nur halbherzig weiter in die Teams hinein - mit leisen, aber dramatischen Auswirkungen.
Es ist verständlich, dass während Veränderungsprojekten große Ambivalenzen in der Belegschaft und auch in der Führungsmannschaft entstehen. Man will einerseits loyal sein und auch mitgestalten, ist aber gleichzeitig unsicher und erlebt sich mitunter als machtlos. Wird diese Ambivalenz ignoriert, verliert man die Menschen (auch die Teamleiter) im Prozess. Doch ohne überzeugte und mitwirkende Teamleiter können Missverständnisse, Unsicherheit und Widerstände wachsen, und das Gelingen des Change Projekts erheblich behindern.
Meist ist wohl es keine böse Absicht: Das Projektteam ist unter Druck und häufig herrscht der Eindruck vor, man könne ja noch gar nichts kommunizieren – besser man wartet noch. Nur ignoriert man dadurch die Erkenntnis von Paul Watzlawick: Man kann nicht nicht-kommunizieren – auch das Ausbleiben von Kommunikation enthält eine (nicht wertschätzende) Botschaft.
Hin und wieder agiert ein Projektteam auch in einer In-Group Logik, in der man vor lauter Zielfokussierung andere Perspektiven / Stakeholder-Interessen ausblendet und nicht berücksichtigt. Und ja, ab und an treffen wir auch noch auf recht mechanistische Annahmen, dass strategische Entscheidungen und Veränderungen ja gehorsam umgesetzt werden, sobald die Entscheidung getroffen ist. Dabei blendet man den menschlichen Faktor aus, und ist dann erstaunt, wenn es später große Widerstände in der Organisation gibt.
Wie bindet Ihr Teamleiter in Veränderungsprozesse ein? Welche Best Practices möchtet ihr Teilen? Ich bin gespannt! Teilt Eure Erfahrungen und Gedanken gerne mit uns!